9 Stufen der Konflikteskalation nach Friedrich Glasl

Analysewerkzeug zur Einordnung von Konfliktsituationen und deren Eskalationsgrad

Dauer: 60-90 Minuten
Anwendung: Physisch oder Virtuell
Materialien: Flipchart oder digitales Whiteboard, Moderationskarten, Stifte, ausgedruckte oder digitale Übersicht der 9 Stufen
Teilnehmende: 1+ Teilnehmer:innen

Das Modell der Konflikteskalation wurde von Friedrich Glasl in den 1990er Jahren entwickelt und ist heute eines der wichtigsten Werkzeuge in der Konfliktanalyse und -bearbeitung. Es eignet sich besonders gut für die Analyse bestehender Konflikte und sollte idealerweise in der Diagnose- oder frühen Interventionsphase eines Konfliktmanagementprozesses eingesetzt werden. Das Tool hilft dabei, den aktuellen Stand eines Konflikts einzuordnen und entsprechende Interventionsmaßnahmen abzuleiten.

Kernelemente

Das Modell unterteilt die Konflikteskalation in drei Hauptphasen mit jeweils drei Unterphafen:

Phase 1 (Win-Win): Stufen 1-3 – Verhärtung, Debatte/Polemik, Taten statt Worte. Hier ist eine Lösung noch von den Konfliktparteien selbst zu erreichen.

Phase 2 (Win-Lose): Stufen 4-6 – Sorge um Image/Koalitionen, Gesichtsverlust, Drohstrategien. Eine externe Moderation oder Mediation wird notwendig.

Phase 3 (Lose-Lose): Stufen 7-9 – Begrenzte Vernichtungsschläge, Zersplitterung, Gemeinsam in den Abgrund. Hier ist nur noch eine Intervention mit Machteingriff möglich.

Durchführung

Schritt 1: Einführung (15 Min)
Stellen Sie das Modell und seine neun Eskalationsstufen vor. Erläutern Sie die drei Hauptphasen und ihre jeweiligen Charakteristika. Visualisieren Sie das Modell als Treppe oder absteigende Kurve.

Beispiel: Nutzen Sie konkrete Alltagsbeispiele wie einen eskalierenden Nachbarschaftsstreit, um die verschiedenen Stufen zu illustrieren.

Schritt 2: Analyse (30 Min)
Die Teilnehmer:innen analysieren in Kleingruppen einen konkreten Konfliktfall aus ihrer Praxis. Sie ordnen verschiedene Verhaltensweisen und Ereignisse den entsprechenden Eskalationsstufen zu und identifizieren den aktuellen Stand der Eskalation.

Beispiel: Ein Team analysiert einen Konflikt zwischen zwei Abteilungen, der von anfänglichen Kommunikationsproblemen (Stufe 1) bis zu offenen Anschuldigungen in Meetings (Stufe 3) eskaliert ist.

Schritt 3: Intervention (30 Min)
Basierend auf der identifizierten Eskalationsstufe entwickeln die Teilnehmer:innen passende Interventionsstrategien. Dabei wird besonders darauf geachtet, welche Deeskalationsmaßnahmen auf der jeweiligen Stufe noch möglich und sinnvoll sind.

Beispiel: Bei einem Konflikt auf Stufe 3 könnte eine Intervention durch strukturierte Gespräche mit einer neutralen Moderation vorgeschlagen werden.

Hinweise und Profi-Tipps

Achten Sie darauf, dass die Teilnehmer:innen nicht zu sehr in die Details einzelner Konflikte einsteigen, sondern sich auf die Analyse der Eskalationsmuster konzentrieren. Ein häufiger Fehler ist auch die zu optimistische Einschätzung der Eskalationsstufe – tendieren Sie im Zweifel eher zu einer höheren Einstufung. Bei der Arbeit mit realen Konflikten ist außerdem absolute Vertraulichkeit wichtig.

Fazit

Die 9 Stufen der Konflikteskalation nach Glasl sind ein mächtiges Analysewerkzeug, das hilft, Konflikte besser zu verstehen und angemessen zu intervenieren. Die klare Strukturierung ermöglicht es, passende Interventionsstrategien zu entwickeln und den richtigen Zeitpunkt für externe Unterstützung zu erkennen.