„Deutsche Einhornjäger“ oder „Ihr sucht die falschen Mitarbeiter“
Die Mitarbeiter für das Innovationsmanagement die gesucht werden sind nicht geeignet neue Innovationen und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Hier steht warum das so ist und wie ihr es besser macht.
- Einhörner sind Start-Ups mit einem Marktwert von über 1 Mrd $. Unternehmen die diese für sich erschaffen wollen können als Einhornjäger bezeichnet werden.
- Mit Einhornjäger – oder Unicorn Hunter – werden außerdem (Ehe-)Paare bezeichnet, die für Ihre Beziehung eine Dritte, meist weibliche Ergänzung suchen.
- Für beide gilt: Sie sind extrem selten, und es ist schwierig, jemanden zu finden, der/die alle Erwartungen erfüllt, die an sie gestellt werden.
Das Problem:
Immer öfter sehen wir Stellenausschreibungen für „Innovationsmanager“, oder „Digital Transformation“ Positionen im Gehaltsbereich von 60.000-70.000€ die mit Aufgaben in mindestens 4 Feldern betraut sind:
- Finde die nächste Idee für uns
- Bewerte ob, und wie viel Umsatz / Gewinn das für uns bringt
- Bringe das allen anderen auch bei
- Vernetze uns mit anderen
Innovationsmanagement ist eine strategische Disziplin.
Es ist die Koordination, das Leiten und Steuern von Maßnahmen zur Entwicklung und Förderung von Innovation. Und mit Innovation wird – basierend auf den ausgewerteten Job-Ausschreibungen – das Finden und Entwickeln von neuen Ideen, Geschäftsfeldern und -modellen gemeint.
Hier nun kommen die großen Alarmzeichen in den Stellenausschreibungen zum Vorschein, die wir nach über 10 Jahren Erfahrung in diesem Bereich sehen: Das größte Problem, das wir sehen, ist, dass von Ideen und Ideensuche gesprochen wird.
Ich sage es hier einmal klar und deutlich:
Ideen kann man nicht finden! Ideen generiert man, basierend auf umfassender Nutzer- und Marktrecherche.
Wenn Stellenausschreibungen 30 % des Textes zum Aufgabengebiet mit Umschreibung von „Ideensuche“ füllen, muss ganz klar die Reife des Innovationsmanagements geprüft werden!
Wer nachhaltig, sinnvoll und ohne viele Jahre an Zeit zu verschwenden Innovation betreiben will, muss sich von der „Idee“ als Heilmittel verabschieden. In typischen Innovationsprojekten entwickeln wir Hunderte von Ideen. Das suchen von „neuen Ideen“ macht nach aller Erkenntnis in UX, Agilem Arbeiten, Service Design, Design Thinking und Disziplinen wie LEAN Startup keinen Sinn. Es führt zur trügerischen Annahme dass mit der „Idee“ alle unsere Probleme gelöst sind. Dass wir – und unser Geschäftsmodell – weiter existieren und Umsatz generieren können, wenn wir nur die „richtige“, die „eine“ Idee haben.
Ideen sind wertlos!
Was zählt, ist ein strukturierter Prozess, um Hypothesen (Annahmen) schrittweise und rigoros zu verproben, anzupassen, zu verwerfen und weiterzuentwickeln. Die Leistung ist in der Recherche im verstehen von Nutzern, im Tun, im Prototyping und der Validierung.
Indem Unternehmen nach „Ideen“ suchen – oder eben hier Mitarbeitern die Ideen finden – wägen sie sich in Sicherheit. Und sie verschwenden Zeit. Der Aufbau eines stabilen Innovationsmanagement dauert in der Praxis Jahre. Die internen Lernprozesse, die die Organisation durchschreiten muss, um zu Erkenntnissen zu kommen, wie Innovation und Innovationsprozesse effizient und effektiv funktionieren, sind lang und oft steinig. Oft werden unsere Empfehlungen – und Erfahrungen aus Hunderten Innovations- und Startup-Projekten – erst nach Jahren umgesetzt, mit der Erkenntnis, man hätte sich viel Zeit und Ressourcen sparen können. #itoldyouso
Wie eingangs beschrieben ist Innovationsmanagement eine strategische Disziplin, die das nachhaltige Fortbestehen der Organisation sicherstellen soll. Diese Aufgabe wird in Deutschland oft einer Entwicklungseinheit unterstellt, z. B. einem (ja, in der Regel männlichen) VP of Product oder Engineering. Das sind Menschen mit sehr stressigen und zeitintensiven Aufgabenfeldern. Hier sollte auf jeden Fall überlegt werden, wie viele Ressourcen für die nachhaltige Entwicklung einer Innovations-Strategie tatsächlich zur Verfügung stehen. Ob Mitarbeiter des Mittleren Management im angesprochenen Gehaltssegment tatsächlich ausreichen, um die Zukunft des Unternehmens voranzutreiben. Diese Mitarbeiter sind super, allerdings müssen sie in ein bestehendes und gefestigtes Innovations-Ökosystem eingebettet werden. Mit einer entsprechenden leitenden und führenden Person, die in Vollzeit die Innovations- und Venture-Aktivitäten des Unternehmens steuert.
Ich schreibe diesen Artikel als Bitte, als Hilferuf, weil ich fest daran glaube, dass deutsche Unternehmen keine Zeit zu verlieren haben. Weil ich glaube, dass wir es uns nicht leisten können, Innovation „auszuprobieren“ und uns schrittweise und langsam heranzutasten. Wir nennen das auch „Innovationstheater“. Ich glaube, wir müssen das bestehende Wissen aus der Wissenschaft und den internationalen Erfahrungen am deutschen Markt jetzt, heute und sofort umsetzen, um nachhaltig international wettbewerbsfähig zu bleiben, um deutsche Unternehmen und Arbeitsplätze und damit den deutschen Wohlstand zu sichern.
Um auf einer positiven Note zu enden, finden wir in den Stellenausschreibungen auch Lichtblicke.
Die Tatsache, dass Innovation in Unternehmen immer mehr als offenes System begriffen wird, dass Kooperationen mit Hochschulen, Start-ups und auch anderen Unternehmen gesucht werden, ist – nach allen aktuellen Erkenntnissen – der richtige Schritt. Wir haben Hoffnung.
Testet hier eure Innovationsreife
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