Die 5 Antreiber der Transaktionsanalyse
Ein Analysewerkzeug zur Identifikation und Reflexion innerer Glaubenssätze und Verhaltensmuster
Anwendung: Physisch oder Virtuell
Materialien: Flipchart/Whiteboard, Arbeitsblätter mit Antreiber-Beschreibungen, Stifte, Reflexionsbögen
Teilnehmende: 1-12 Teilnehmer:innen
Die Antreiber-Analyse stammt aus der Transaktionsanalyse nach Taibi Kahler und wurde in den 1970er Jahren entwickelt. Das Tool eignet sich besonders gut für Coaching-Situationen und Team-Entwicklungsprozesse, in denen es um Selbstreflexion, Stressbewältigung und persönliche Entwicklung geht. Die fünf Antreiber sind unbewusste Glaubenssätze, die unser Verhalten besonders in Stresssituationen stark beeinflussen.
Die Theorie
Die fünf grundlegenden Antreiber sind ‚Sei perfekt!‘, ‚Sei stark!‘, ‚Streng dich an!‘, ‚Mach’s allen recht!‘ und ‚Beeil dich!‘. Jeder dieser Antreiber hat sowohl positive als auch einschränkende Aspekte für unsere Persönlichkeitsentwicklung und unser Verhalten.
‚Sei perfekt!‘ äußert sich in dem Bestreben, keine Fehler zu machen und alles bis ins kleinste Detail zu durchdenken. Menschen mit diesem Antreiber sind oft sehr genau und zuverlässig, können sich aber auch in Details verlieren und haben Schwierigkeiten, Dinge als ‚gut genug‘ zu akzeptieren.
‚Sei stark!‘ zeigt sich in der Tendenz, keine Schwäche zu zeigen und alles alleine schaffen zu wollen. Diese Menschen sind oft sehr selbständig und belastbar, tun sich aber schwer damit, Hilfe anzunehmen oder Gefühle zu zeigen.
‚Streng dich an!‘ manifestiert sich in der Überzeugung, dass nur harte Arbeit zum Ziel führt. Diese Menschen sind sehr fleißig und ausdauernd, können aber den Weg zum Ziel unnötig erschweren und haben Schwierigkeiten, Leichtigkeit zuzulassen.
Fragebogen zur Selbsteinschätzung
Bitte bewerten Sie die folgenden Aussagen auf einer Skala von 1 bis 5:
1 = trifft gar nicht zu
2 = trifft eher nicht zu
3 = trifft teilweise zu
4 = trifft überwiegend zu
5 = trifft voll und ganz zu
Sei perfekt!
1. Ich versuche stets, alles fehlerfrei zu machen.
2. Ich überprüfe meine Arbeit mehrmals auf Fehler.
3. Ich bin erst zufrieden, wenn etwas perfekt ist.
4. Ich habe sehr hohe Ansprüche an mich selbst.
5. Kleinste Fehler ärgern mich sehr.
Sei gefällig!
6. Ich versuche immer, es anderen recht zu machen.
7. Ich stelle die Bedürfnisse anderer über meine eigenen.
8. Es fällt mir schwer, „Nein“ zu sagen.
9. Ich vermeide Konflikte um jeden Preis.
10. Ich passe mich schnell den Wünschen anderer an.
Streng dich an!
11. Ich glaube, nur durch harte Arbeit erfolgreich zu sein.
12. Ich arbeite oft länger als nötig.
13. Ich nehme mir selten Zeit zum Entspannen.
14. Ich habe Schwierigkeiten, Aufgaben zu delegieren.
15. Ich fühle mich schlecht, wenn ich nicht produktiv bin.
Sei stark!
16. Ich zeige ungern Gefühle oder Schwächen.
17. Ich versuche, alles alleine zu bewältigen.
18. Ich bitte selten um Hilfe.
19. Ich bleibe auch in Stresssituationen ruhig und gefasst.
20. Ich ignoriere oft meine eigenen Bedürfnisse.
Beeil dich!
21. Ich erledige Aufgaben so schnell wie möglich.
22. Ich fühle mich oft gehetzt oder unter Zeitdruck.
23. Ich unterbreche andere häufig, um Zeit zu sparen.
24. Ich mache mehrere Dinge gleichzeitig.
25. Ich werde ungeduldig, wenn etwas zu lange dauert.
Auswertung
Zählen Sie für jeden Antreiber die Punkte zusammen:
– 5-11 Punkte: Der Antreiber ist schwach ausgeprägt
– 12-18 Punkte: Der Antreiber ist moderat ausgeprägt
– 19-25 Punkte: Der Antreiber ist stark ausgeprägt
Der Antreiber mit der höchsten Punktzahl ist Ihr dominanter Antreiber. Reflektieren Sie, wie dieser Ihr Verhalten und Ihre Entscheidungen beeinflusst.
Interpretation
Sei perfekt!: Sie streben nach Fehlerlosigkeit und haben sehr hohe Standards. Dies kann zu Perfektionismus und Verzögerungen führen.
Sei gefällig!: Sie stellen die Bedürfnisse anderer über Ihre eigenen. Dies kann zu Selbstvernachlässigung und Schwierigkeiten bei der Durchsetzung führen.
Streng dich an!: Sie glauben, nur durch harte Arbeit erfolgreich zu sein. Dies kann zu Überarbeitung und Burnout führen.
Sei stark!: Sie vermeiden es, Schwäche zu zeigen. Dies kann zu emotionaler Distanz und Schwierigkeiten beim Annehmen von Hilfe führen.
Beeil dich!: Sie stehen ständig unter Zeitdruck. Dies kann zu Stress und oberflächlicher Arbeit führen.
Erkennen Sie Ihre Antreiber und entwickeln Sie ausgleichende „Erlauber“, um ein gesundes Gleichgewicht zu finden.
Die Schritte im Detail
Schritt 1: Einführung und Sensibilisierung
Die Teilnehmer:innen werden zunächst mit dem Konzept der Antreiber vertraut gemacht. Dabei ist es wichtig, zu betonen, dass jeder Mensch von allen Antreibern beeinflusst wird, aber meist 1-2 dominante Antreiber hat. Erklären Sie, dass Antreiber in Stresssituationen besonders aktiv werden und unser Verhalten stark beeinflussen können.
Beispiel: Ein Teilnehmer erkennt, dass er in stressigen Projektphasen besonders perfektionistisch wird und sich in Details verliert.
Schritt 2: Selbstanalyse und Reflexion
Die Teilnehmer:innen erhalten einen Fragebogen zur Selbsteinschätzung ihrer Antreiber. Sie bewerten verschiedene Aussagen auf einer Skala von 1-5 und identifizieren so ihre dominanten Antreiber. Wichtig ist hier, dass die Teilnehmer:innen auch konkrete Situationen aus ihrem Arbeitsalltag reflektieren, in denen die Antreiber besonders aktiv werden.
Beispiel: Eine Teilnehmerin erkennt, dass ihr ‚Mach’s allen recht!‘-Antreiber sie daran hindert, in Meetings klar Position zu beziehen.
Schritt 3: Entwicklung von Erlaubnissen
Für jeden identifizierten Antreiber werden nun positive Erlaubnissätze entwickelt. Diese Erlaubnisse sind bewusste Gegenpole zu den einschränkenden Antreiberbotschaften. Die Teilnehmer:innen formulieren persönliche Erlaubnissätze und diskutieren, wie sie diese im Alltag verankern können.
Beispiel: Aus ‚Sei perfekt!‘ wird die Erlaubnis ‚Ich darf Fehler machen und daraus lernen.‘
Profi-Tipps
Achten Sie darauf, dass die Antreiber nicht als ’negativ‘ dargestellt werden – sie haben auch wichtige positive Funktionen. Vermeiden Sie eine zu schnelle Kategorisierung der Teilnehmer:innen. Die Selbstreflexion braucht Zeit und sollte nicht unter Druck stattfinden. Bereiten Sie sich darauf vor, dass die Auseinandersetzung mit Antreibern emotionale Reaktionen hervorrufen kann.
Fazit
Die Antreiber-Analyse ist ein kraftvolles Tool zur Selbstreflexion und Verhaltensänderung. Sie ermöglicht es den Teilnehmer:innen, ihre unbewussten Verhaltensmuster zu erkennen und bewusster mit ihnen umzugehen. Besonders in Führungskräfte-Entwicklung und Team-Coaching bietet das Tool wertvolle Ansatzpunkte für persönliches Wachstum.