Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg
Ein Kommunikationsmodell zur empathischen Verbindung und konstruktiven Konfliktlösung
Anwendung: Physisch oder Virtuell
Materialien: Flipchart/Whiteboard, Marker, Handouts mit den 4 Schritten, Beispielsituationen auf Karten
Teilnehmende: 6-15 Teilnehmer:innen
Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) wurde in den 1960er Jahren von dem amerikanischen Psychologen Marshall B. Rosenberg entwickelt. Sie ist besonders wertvoll in Konfliktsituationen und überall dort, wo Menschen respektvoll und wertschätzend miteinander kommunizieren möchten. Das Tool eignet sich hervorragend für Team-Entwicklungsprozesse und kann zu jedem Zeitpunkt eingesetzt werden, um die Kommunikationskultur nachhaltig zu verbessern.
Die Theorie
Die GFK basiert auf vier wesentlichen Komponenten, die aufeinander aufbauen und einen bewussten Kommunikationsprozess ermöglichen:
1. Beobachtung: Der erste Schritt besteht darin, eine konkrete Situation oder ein Verhalten wertneutral zu beobachten und zu beschreiben – ohne Bewertung oder Interpretation. Dies schafft eine objektive Grundlage für das weitere Gespräch und vermeidet frühe Missverständnisse oder Abwehrreaktionen.
2. Gefühle: Im zweiten Schritt werden die eigenen Gefühle in Bezug auf die beobachtete Situation wahrgenommen und ausgedrückt. Dabei ist es wichtig, echte Gefühle von Interpretationen oder Gedanken zu unterscheiden. Gefühle werden in Ich-Botschaften formuliert und übernehmen Verantwortung für das eigene Erleben.
3. Bedürfnisse: Der dritte Schritt verbindet die Gefühle mit den dahinterliegenden Bedürfnissen. Jedes Gefühl weist auf ein erfülltes oder unerfülltes Bedürfnis hin. Die Identifikation und Kommunikation von Bedürfnissen ist zentral für gegenseitiges Verständnis und die Findung von Lösungen.
Die Schritte im Detail
Schritt 1: Einführung in die GFK
Beginnen Sie mit einer theoretischen Einführung in die vier Komponenten der GFK. Nutzen Sie dabei anschauliche Beispiele aus dem Arbeitsalltag der Teilnehmer:innen. Visualisieren Sie die vier Schritte auf einem Flipchart und erklären Sie jeden einzelnen ausführlich.
Vertiefen Sie das Verständnis durch die Unterscheidung zwischen Beobachtungen und Bewertungen, echten Gefühlen und Pseudogefühlen sowie Bedürfnissen und Strategien. Lassen Sie die Teilnehmer:innen eigene Beispiele finden und besprechen Sie diese in der Gruppe.
Üben Sie mit der Gruppe die Formulierung von konkreten, positiven Bitten und arbeiten Sie den Unterschied zu Forderungen heraus.
Beispiel: ‚Wenn ich sehe, dass drei Protokolle noch unbearbeitet auf deinem Schreibtisch liegen (Beobachtung), bin ich beunruhigt (Gefühl), weil mir Zuverlässigkeit und Planungssicherheit wichtig sind (Bedürfnisse). Wärst du bereit, mir bis morgen Mittag eine realistische Einschätzung zu geben, bis wann du die Protokolle fertigstellen kannst? (Bitte)‘
Schritt 2: Praktische Übungen in Kleingruppen
Teilen Sie die Teilnehmer:innen in Dreiergruppen ein. Eine Person schildert eine aktuelle Konfliktsituation, eine zweite Person unterstützt bei der Anwendung der vier Schritte, die dritte Person beobachtet und gibt Feedback.
Geben Sie den Gruppen ausreichend Zeit (ca. 20-30 Minuten pro Durchgang), damit jede:r Teilnehmer:in alle drei Rollen einnehmen kann. Unterstützen Sie die Gruppen bei Bedarf mit gezielten Hinweisen und Formulierungshilfen.
Sammeln Sie im Anschluss die Erfahrungen im Plenum und arbeiten Sie Herausforderungen und Erfolgsmomente heraus.
Profi-Tipps
Achten Sie besonders darauf, dass die Teilnehmer:innen nicht in alte Kommunikationsmuster zurückfallen. Die häufigsten Herausforderungen sind das Vermischen von Beobachtung und Bewertung sowie die Formulierung von Forderungen statt Bitten. Üben Sie besonders die Unterscheidung zwischen echten Gefühlen und Interpretationen. Planen Sie ausreichend Zeit für praktische Übungen ein, da die GFK vor allem durch eigene Erfahrung verinnerlicht wird.
Fazit
Die Gewaltfreie Kommunikation ist ein kraftvolles Werkzeug zur Verbesserung der Kommunikation und Konfliktlösung in Teams. Sie erfordert regelmäßige Übung und die Bereitschaft, alte Kommunikationsmuster zu hinterfragen. Der Aufwand lohnt sich jedoch, da sie zu mehr Klarheit, gegenseitigem Verständnis und nachhaltigen Lösungen führt.