Ich führe viele Interviews. Für Kunden und Projekte, um neue Aktivisten für die Gesellschaft für Lebenslanges Lernen zu finden, und ganz oft auch um einfach für mich selbst zu lernen. Um die eigene Industrie, neue Themen und Trends besser zu verstehen.
Dazu habe ich in den letzten Jahren an meinen Interview-Skills gearbeitet, Best-Practices wie z.B. vom Mom-Test oder zirkulärem Fragen aus der Systemik übernommen, und z.B. in unserem Podcast geübt.
Eines der grundlegenden Elemente dabei ist das Beobachten der eigenen Gedanken, und damit das „beim Erzähler bleiben“. Echtes Interesse am Interviewpartner, an den Stories und Erlebnissen die sie erzählen.
Das erste mal, dass mir aufgefallen ist wie wirksam das ganze ist, war in einem Interview mit einem Geschäftsführer eines großen Logistikunternehmens. Ich versuchte den Gedanken des Erzählers zu folgen, an Stellen die für mich und unser Thema interessant waren einzuhaken und offen nachzufragen. Der Redeanteil des Gesprächspartners lag deutlich über 80%.
Zu Schluss bedankte sich der Geschäftsführer für das angenehme Gespräch.
What??? Es hat doch quasi gar kein „Gespräch“ stattgefunden. Also nicht nach meiner Definition von Gespräch…. Was ist hier passiert?
Ein Ähnliches Erlebnis hatte ich kürzlich, auch hier hatte ich weniger als 20% Redeanteil als meine Gesprächspartnerin von ihrem Lieblingsthema erzählte. Aus dem 20 Minuten Termin wurden 70 Minuten, sehr kurzweilig und hoch interessant.
Mein Fazit:
Menschen erzählen gerne von sich selbst und ihren Themen. Lass sie reden.
(Viele) Menschen wünschen sich viel mehr als 50% Redezeit um Ihr Bedürfnis nach Kommunikation zu befriedigen, und um das Gespräch – und damit den Gesprächspartner – als angenehm zu empfinden.
Dazu auch: Dale Carnegie: How to Influence People