Problem Statements entwickeln

Eine strukturierte Methode zur präzisen und lösungsoffenen Formulierung von Problemstellungen.

Dauer: 45-60 Minuten
Format: Physisch oder virtuell
Material: Flipchart/Whiteboard, Stifte, Haftnotizen
Teilnehmende: 3-8 Personen ideal, auch einzeln oder in größeren Teams möglich

Einleitung

Das Problem Statement ist ein essentielles Tool in der frühen Phase des Innovationsprozesses. Es hilft dabei, identifizierte Probleme so zu formulieren, dass sie lösungsoffen bleiben und gleichzeitig konkret genug sind, um zielgerichtet daran arbeiten zu können. Die Methode stammt aus dem Design Thinking und wird eingesetzt, bevor Teams in die Ideenfindung gehen.

Kernelemente

Ein gutes Problem Statement folgt einer klaren Struktur:

„[Nutzer:in] braucht/benötigt [Bedürfnis], weil [Insight/Erkenntnis]“

Die drei Komponenten sind:

  1. Nutzer:in: Eine spezifische Personengruppe oder Nutzerrolle
  2. Bedürfnis: Was diese Gruppe erreichen oder vermeiden möchte
  3. Insight: Eine überraschende oder nicht-offensichtliche Erkenntnis aus der Recherche

Beispiele für gut formulierte Problem Statements:

  • „Berufstätige Eltern benötigen flexible Kinderbetreuung für Randzeiten, weil klassische Kitas nur von 8-16 Uhr geöffnet haben.“
  • „Seniorinnen und Senioren brauchen einen einfachen Weg digitale Fotos ihrer Enkel zu erhalten, weil sie sich mit Cloud-Diensten überfordert fühlen.“
  • „Projektleiter:innen benötigen einen besseren Überblick über Teamkapazitäten, weil die aktuelle manuelle Erfassung fehleranfällig ist und viel Zeit kostet.“

Durchführung

1. Ausgangssituation analysieren (10-15 Min)

  • Sammelt zunächst alle vorhandenen Erkenntnisse aus Interviews, Beobachtungen etc.
  • Identifiziert die konkreten Nutzergruppen und ihre Hauptprobleme
  • Sucht nach überraschenden Insights, die nicht sofort offensichtlich waren

Beispiel: Bei Interviews mit Pendler:innen stellt sich heraus, dass nicht die Fahrtzeit das Hauptproblem ist, sondern die Unsicherheit über Verspätungen

2. Problem Statements formulieren (20 Min)

  • Entwickelt für jedes identifizierte Hauptproblem 2-3 verschiedene Problem Statements
  • Nutzt die vorgegebene Struktur „[Nutzer:in] braucht [Bedürfnis], weil [Insight]“
  • Vermeidet Lösungsvorschläge in der Formulierung

Beispiel:

  • Schlecht: „Pendler:innen brauchen eine App für Echtzeitinformationen“
  • Besser: „Pendler:innen brauchen verlässliche Informationen über Ankunftszeiten, weil sie Anschlusstermine besser planen möchten“

3. Problem Statements prüfen und verfeinern (15 Min)

  • Überprüft jedes Statement auf die folgenden Kriterien:
  • Ist die Zielgruppe spezifisch genug?
  • Ist das Bedürfnis klar formuliert ohne eine Lösung vorzugeben?
  • Ist der Insight wirklich eine Erkenntnis und nicht nur eine Beobachtung?
  • Verfeinert die Formulierungen entsprechend

Hinweise und Profi-Tipps

  • Vermeidet zu breite Zielgruppen wie „alle Menschen“ oder „Mitarbeitende“ – je spezifischer, desto besser
  • Formuliert aktiv und positiv statt „hat das Problem“ oder „kann nicht“
  • Achtet darauf, dass der Insight-Teil wirklich eine nicht-offensichtliche Erkenntnis enthält
  • Prüft, ob das Statement lösungsoffen ist, indem ihr versucht, mindestens drei sehr unterschiedliche Lösungsansätze dafür zu finden
  • Häufiger Fehler: Das Bedürfnis wird als Lösung formuliert („braucht eine App“) statt als echtes Bedürfnis („braucht schnellen Zugriff auf Informationen“)

Ein gutes Problem Statement sollte sowohl spezifisch als auch inspirierend sein. Es hilft dem Team, fokussiert zu bleiben und gleichzeitig kreativ nach innovativen Lösungen zu suchen.​​​​​​​​​​​​​​​​