Selbstbestimmungstheorie nach Deci & Ryan

Wissenschaftlich fundiertes Modell zur Analyse und Förderung von Motivation und Wohlbefinden

Dauer: 90-120 Minuten
Anwendung: Physisch oder Virtuell
Materialien: Flipchart/Whiteboard, Moderationskarten, Stifte, Handout zur Theorie
Teilnehmende: 6-15 Teilnehmer:innen

Die Selbstbestimmungstheorie (SDT) wurde von Edward L. Deci und Richard M. Ryan in den 1980er Jahren entwickelt und gehört zu den einflussreichsten Motivationstheorien. Sie erklärt, wie intrinsische und extrinsische Motivation entstehen und welche Grundbedürfnisse erfüllt sein müssen, damit Menschen ihr volles Potenzial entfalten können. Das Tool eignet sich besonders für Führungskräfte-Entwicklung und Team-Workshops, in denen es um nachhaltige Motivation geht.

Die Theorie

Die Theorie basiert auf drei psychologischen Grundbedürfnissen, die für menschliche Motivation zentral sind:

1. Autonomie: Menschen möchten selbstbestimmt handeln und Wahlmöglichkeiten haben. Sie wollen sich nicht kontrolliert oder gezwungen fühlen, sondern aus eigenem Antrieb agieren. Autonomie bedeutet nicht vollständige Unabhängigkeit, sondern die Möglichkeit, innerhalb eines gegebenen Rahmens eigene Entscheidungen zu treffen.

2. Kompetenz: Menschen streben danach, sich als wirksam und fähig zu erleben. Sie möchten Herausforderungen meistern und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln. Das Gefühl von Kompetenz entsteht, wenn Aufgaben weder über- noch unterfordern und konstruktives Feedback erfolgt.

3. Soziale Eingebundenheit: Menschen haben das Bedürfnis nach bedeutsamen Beziehungen und möchten sich einer Gruppe zugehörig fühlen. Sie streben nach authentischen Verbindungen und wertschätzendem Austausch.

Schritt 1: Einführung und Selbstreflexion

Beginnen Sie mit einer kurzen theoretischen Einführung in die drei Grundbedürfnisse. Lassen Sie die Teilnehmer:innen zunächst individuell reflektieren, wie diese Bedürfnisse in ihrem beruflichen Kontext erfüllt oder nicht erfüllt sind. Nutzen Sie dafür einen strukturierten Reflexionsbogen mit Fragen zu jedem Grundbedürfnis.

Beispielfragen für Autonomie: ‚In welchen Situationen kann ich selbstbestimmt entscheiden? Wo fühle ich mich eingeengt?‘

Schritt 2: Kleingruppenarbeit zur Analyse

Teilen Sie die Gruppe in Dreierteams ein. Jedes Team analysiert konkrete Arbeitssituationen anhand der drei Grundbedürfnisse. Die Teilnehmer:innen identifizieren Beispiele, wo Bedürfnisse gut erfüllt werden und wo Verbesserungspotenzial besteht.

Beispiel: ‚In unserem Weekly Review kann jeder selbst entscheiden, welche Themen er einbringt (Autonomie), wir geben uns gegenseitig konstruktives Feedback (Kompetenz) und feiern gemeinsam Erfolge (Eingebundenheit).‘

Schritt 3: Maßnahmenentwicklung

Im Plenum werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengetragen und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung entwickelt. Nutzen Sie die Methode des World Cafés, um zu jedem Grundbedürfnis Ideen zu sammeln und zu priorisieren.

Beispiel für eine Maßnahme: ‚Wir führen flexible Arbeitszeitmodelle ein (Autonomie) und etablieren ein Mentoring-Programm (Kompetenz + Eingebundenheit).‘

Profi-Tipps

Achten Sie darauf, dass die Diskussion nicht bei der Problemanalyse stehen bleibt, sondern konstruktiv nach Lösungen gesucht wird. Vermeiden Sie eine zu theoretische Herangehensweise – arbeiten Sie stattdessen mit konkreten Beispielen aus dem Arbeitsalltag der Teilnehmer:innen. Wichtig ist auch, dass alle drei Grundbedürfnisse gleichwertig behandelt werden und nicht eines vernachlässigt wird.

Fazit

Die Selbstbestimmungstheorie bietet einen wissenschaftlich fundierten Rahmen, um Motivation nachhaltig zu fördern. Durch die systematische Analyse und Verbesserung der drei Grundbedürfnisse können Teams und Organisationen ihre Arbeitsumgebung motivationsfördernd gestalten.